Spielmannszüge treten moderner auf.

Von Ulrike Troue/Weser-Kurier

Viele Menschen seien heute noch in dem Glauben, Spielmannszüge beherrschten nur Marschmusik, sagt Hans-Werner Schmidt als Spielmannzugführer von „Da capo“ dem Zusammenschluss der Spielleute des TS Woltmershausen und ATS Buntentor. Diesem angestaubten Image hätten sie längst etwas entgegengesetzt: „Wir versuchen, keine ollen Kamellen zu spielen, sondern ein möglichst modernes Repertoire“, sagt Schmidt. Er weist auf Schlager, Popsongs, sogar Opern- und Musicalstücke, mehr Möglichkeiten durch das erweiterte Instrumentarium und legere Uniformen hin.

Mit flotten Märschen geben Spielmannszüge das Schritttempo beim Freimarktumzug oder Lichtermeer-Laternenlauf vor. Wer weiß, wie lange noch? Stadtweit gibt es nur vier, in denen Freiwillige in ihrer Freizeit das traditionelle Kulturgut pflegen. Vor 30 Jahren waren es nach Auskunft von Wolfgang Schmidt, Leiter des Spielleuteorchesters von Tura, „mindestens 20 derartige Musikensembles“ unter dem Dach des Bremer Turnverbandes.

Das Orchester der SG Bremen Ost (SGBO) absolviert derzeit gar keine öffentlichen Auftritte, weil es nur noch aus 14 Musizierenden besteht. „Wir waren vor Corona der einzige Spielmannszug in Bremen, der viele Kinder und Jugendliche hatte“. Berichtet Abteilungsleiter Andree Mühlenbruch. Doch die Pandemie hätte ihnen übel mitgespielt, dadurch seien sehr viele junge Leute abgewandert.

In das gleiche Horn stoßen Kreisfachwart Jens Salomon und Wolfgang Schmidt. „Wir haben uns einen gewissen Ruf erspielt“, sagt Tura-Orchesterchef Schmidt. Er bedauert, dass wegen der derzeit engen Besetzung keine Konzerte gegeben oder größere Feste musikalisch begleitet werden können. Man müsse sich auf kleinere Anlässe beschränken, wo meistens einfache Stücke auswendig vorgetragen werden. „Aber wir arbeiten daran, dass es wieder besser wird“, versichern beide.

Die Suche nach neuen Mitspielenden treibt alle vier Spielmannszüge um. Deshalb erleichtern die vier Vereinskapellen Interessierten den Einstieg, indem sie kostenlos die Instrumente, Noten und Notenständer, zum Großteil auch die einheitliche, moderne Uniform bereit- und die musikalische Ausbildung sicherstellen. „Jeder, der Lust darauf hat, ist willkommen“, heißt es. „Vor Corona hatten wir sogar eine musikalische Frühförderung für Vier- bis Sechsjährige“, erinnert sich SGBO-Abteilungsleiter Mühlenbruch. Das erleichtere später den Übergang zum Notenlernen und ins Orchester.

Die oft bei Kindern und Jugendlichen bei Auftritten geweckte Begeisterung würde leider teils schnell verfliegen, wenn sie feststellen, dass sie viel üben müssten, um ein Instrument zu lernen, erzählt Hans-Werner Schmidt. Zudem sei es ein „aufwendiges Hobby“, gesteht der Woltmershauser. Nicht nur die Übungsabende bedeuten Zeitaufwand, zwischen August und Oktober ballen sich auch die größeren Auftritte. Allerdings bringen gerade die den Mitgliedern der Spielmannzüge den größten Spaß und kommen beim Publikum bestens an. „Toll ist, dass wir zu vielen Veranstaltungen, etwa Ernte- oder Schützenfesten, einfach dazugehören und uns hinterher dazusetzen“, schwärmt Jens Salomon, der ausgebildete Dirigent des Spielmannszuges der BTS Neustadt.

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